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  Faltbootschlepp  
Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Faltbootfreunden, die den Motor geduldet und die Schleppversuche mitgemacht haben..
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Schon im ersten "motorisierten" Jahr versuchten wir, zwei Boote gleichzeitig zu bewegen. Ein Paddler war mitten auf dem Plauer See zum Schwatzen längsseits gekommen und wir ließen den Motor mit Standgas leise weiterblubbern. Das Zweierpäckchen bewegte sich tatsächlich gemütlich voran. Zunächst befand sich der Kamerad an Backbord (der dem Motor abgewandten Seite). Diese Kombination war jedoch durch die schräge Bewegung nicht sehr effektiv und fast unlenkbar. An Steuerbord mit dem Motor zwischen beiden Booten ging es etwas besser. Man hatte nur darauf zu achten, dass das zweite Boot parallel auf gleicher Höhe gehalten wurde und genug Abstand zum Propeller blieb. Außerdem musste man sich natürlich über den Kurs einigen und Steuerbewegungen synchron durchführen. Die Grenzen dieser Methode zeigten sich bei mehr Gas. Im Zwischenraum zwischen den Booten schossen durch den Wellengang immer wieder Fontänen hoch und ergossen sich über beide Boote. Auf die Dauer wurde es auch ziemlich anstrengend, das Päckchen per Hand am Süllrand des Nachbarn auf Parallelkurs zu halten. Kein Gedanke, so etwas über eine längere Strecke zu praktizieren.
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 Der Hohenwartestausee
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   S - Staumauer
   C - Campingplatz Portenschmiede
   L - Linkenmühle (Autofähre)
   K - Kraftwerksruine (Ende der Motorstrecke)
   Z - Ziegenrück
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Motorboote unter 5 PS dürfen ohne spezielle Zulassung von 9 bis 12 und von 15 bis 19 Uhr zwischen Staumauer und Kraftwerksruine fahren
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. Die einzige Thüringer Autofähre hat zwar nur 3,5t Tragfähigkeit und pendelt nur von 9-18 Uhr, erspart aber über 30 km Umweg. 
Im Spätsommer 2002 ergab sich zufällig die Möglichkeit, mehrere Schleppfahrten unter wechselnden Bedingungen durchzuführen. Wir unternahmen gemeinsam mit einer kleinen Gruppe Tagestouren auf dem Hohenwartestausee in Thüringen. Ursprünglich hatten wir den Motor nur als Option mitgenommen, um gegebenenfalls die Tour etwas weiter auszudehnen, falls die Gruppe an interessanten Buchten vorbeipaddeln oder frühzeitig umkehren sollte. Beim Einbooten wurde uns trotzdem die zweifelnde Frage gestellt, ob das mit dem Motor denn unbedingt sein müsse?  Da der Quirl aber zunächst huckepack blieb und wir brav in der Gruppe mitpaddelten, kamen keine weiteren Bemerkungen. Beneidet hat uns zu dem Zeitpunkt vermutlich keiner. Die anderen paddelten in fast leeren Booten, während wir gute zwanzig Kilo Zusatzgewicht mitzuschleppen hatten. Das gemächliche Binsenbummeltempo  brachte uns aber nicht ins Schwitzen. (Nur für einen schnellen Abstecher in eine Bucht mit romantischem kleinen Wasserfall, den die anderen schon 
am Vortag besichtigt hatten, warfen wir einmal kurz den Motor an. So musste niemand auf uns warten. Sobald die Gruppe eingeholt war, haben wir ihn abgestellt und wieder nach hinten geklappt.) Es war eine lustige Paddelei durch ein malerisches Tal, die der kurze heftige Regenguss bei einer ersten Pause eher würzte als beeinträchtigte. In der ausgedehnten Mittagsrast kurz vor der Linkenmühle wurde der weitere Tourverlauf besprochen. Einigen war der Ausflug schon weit genug. Andere wollten nur noch das kleine Stück bis zu der niedlichen Autofähre mitkommen und dann umkehren. Fünf Boote (uns eingeschlossen) wären aber gerne weiter bis zum oberen Ende des Stausees nach Ziegenrück gepaddelt. In dieser Situation entstand der spontane Einfall, es mit einem Schlepp zu versuchen. Selbst wenn es nur ganz langsam voran gehen würde, ergäbe sich so die Möglichkeit, einen Teil der Strecke ohne große Anstrengung zurück zu legen. Da kein spezielles Schleppgeschirr vorbereitet war, knoteten wir mehrere Festmacherleinen zu einer provisorischen Trosse zusammen und befestigten sie am Querträger der Motorhalterung. Kurz hinter der Fähre kam es zur Generalprobe. Eine Teilnehmerin in einem Plasteeiner wollte so schnell wie möglich zum Campingplatz zurück. Das Ende der Leine wurde durch die Trageschlaufe am Bug gefädelt und ihr in die Hand gegeben, da mangels Gerüst zunächst keine andere Befestigungsmöglichkeit im Bereich der Sitzluke zu finden war. Um sich im Notfall bemerkbar machen zu können, bekam sie außerdem unsere Tröte. Die ertönte später tatsächlich einmal, weil sich das Paddel verabschiedet hatte. Eine willkommene Gelegenheit um die Wendigkeit des Schleppzuges zu testen. Wir fuhren einen großen Vollkreis und fischten es wieder auf. In einer knappen Dreiviertelstunde hatten wir die sieben Kilometer bis zum Campingplatz zurückgelegt. Es wurde kurz aufgetankt und sofort wieder gestartet um den Rest der Gruppe bei Ziegenrück zu erreichen. 
 . Erster Versuch mit Höchstgeschwindigkeit. 
Gleich rutscht das Paddel in den Bach. :-)
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Zweiter Schleppzug in der Beschleunigungsphase. Noch friert Niemand.
In einer weiteren Dreiviertelstunde "rasten" wir den Stausee wieder hoch. Unterhalb der Ruine des alten Zeiss-Kraftwerkes ist Endstation für Motorboote. Die anschließenden fünf motorfreien Kilometer bis Ziegenrück sind vielleicht noch der schönste weil natürlichste Teil des Stausees. Keine Bungalowsiedlungen, keine Campingplätze, wenig Boote. Zu dieser späten Nachmittagsstunde eine einsame düstere Schlucht mit steilen bewaldeten Hängen. Uns begegneten nur ein paar Tupperdosen und zwei Elektroboote. Auf halber Strecke kamen die verbliebenen drei Boote der Wandergruppe entgegen. Da die Zeit schon knapp war, paddelten alle im Sprint zurück zum Beginn der Motorstrecke. Tupperware und Elektroquirle sahen uns bald von achtern. Am alten Kraftwerk wurde eilends „angeschirrt“. Dazu kamen an die zentrale Schlepptrosse noch zwei kurze seitliche Schleppleinen, die zunächst ebenfalls wieder durch den Bugbeschlag oder die Trageschlaufe am Bug gefädelt und am Seglerwinkel in Griffweite des Vordermannes belegt wurden. Der Mann im letzten Boot erhielt wieder die Tröte. In der Hast verschätzten wir uns allerdings bei den Leinenlängen, so dass die Boote nicht in einer Reihe hintereinander, sondern die beiden letzten Boote fast im Päckchen nebeneinander zu liegen kamen. Wir änderten daran nichts mehr. Vorsichtig starteten wir den Motor, streckten den Schlepp und beschleunigten ganz allmählich. Den Geschleppten wurde es ohne die gewohnte Anstrengung schnell kühl. Nach kurzer Zeit zogen alle ihre Jacken an und rutschen tiefer in die Sitzluken. Wider erwarten entwickelte der Schleppverband ein ansehnliches Tempo, so dass die acht Kilometer Heimfahrt in genau einer Stunde geschafft wurden. Zehn Minuten vor Beginn des abendlichen Motorverbotes legten wir am Campingplatz an. Wir hatten ganz stark den Eindruck, dass einige der Beteiligten an diesem Tag ihre Einstellung gegenüber motorisierten Faltbooten relativiert haben. Beim gemeinsamen Abendessen stand jedenfalls unverhofft ein leckeres Freibier vor dem "Schlepperkapitän".  ;-)
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Dritter Schlepp kurz nach dem Start. Die (gelbe) Trosse geht durch bis zum Boot vier.  Am folgenden Tag wurde eine Ausfahrt in die entgegengesetzte Richtung gemacht, diesmal schon die Hinfahrt per Schlepp. Erneut hingen drei Boote (ein Zweier und zwei Einer) an der Trosse. Wir hatten uns diesmal etwas mehr Mühe bei den Vorbereitungen gegeben, so dass tatsächlich alle Boote hintereinander lagen. Leider kamen wir erst sehr spät vom überaus gemütlichen Frühstück weg. In den verbliebenen 40 Minuten bis zur motorfreien Mittagspause schafften wir trotzdem fast sechs der sieben Kilometer bis zur Staumauer. Das restliche Stück und die gesamte Heimfahrt wurde wieder sehr gemächlich gepaddelt, mit dem Rückenwind getrieben, Brombeeren von den Felsen gepflückt, noch in eine Bucht reingelinst, ausgiebig gerastet ...  Boot zwei und drei sind mit eigenen (blauen) Leinen seitlich an der Trosse festgemacht. Die Bugwelle zeigt die Geschwindigkeit.
... naja, was soll man sagen, es dauerte über drei Stunden. Wir hatten den See praktisch für uns allein. Bis auf die Wapo und die Weiße Flotte weit und breit kein Motorboot. Einmal gab es eine Begegnung der unheimlichen Art, als ein poppig gestylter Rennkanute im Adrenalinrausch mit einer merkwürdig eckigen Paddeltechnik und verbissenem Gesicht mitten durch unsere Flottille hastete. Kein Blick, kein Gruß, husch weg war er. 15 Uhr, kurz vor dem Campingplatz, lief die Sperrzeit ab. Da fragte tatsächlich jemand, ob vielleicht der Rest wieder im Schlepp gemacht werden könnte. Das hätte sich für den letzten Kilometer wirklich nicht mehr gelohnt. Statt dessen artete der Endspurt in ein Wettpaddeln aus. Es waren also noch ausreichend Kraftreserven vorhanden.
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Allgemeine Schlussfolgerungen

Wir sind nach diesen Experimenten mehr denn je davon überzeugt, dass die Motorisierung von Faltbootzweiern eine sinnvolle Sache ist. Besonders vorteilhaft erscheint es, wenn man den Motor auch schnell „wegräumen“ und das Boot normal paddeln kann.

Neben der Erweiterung der eigenen Möglichkeiten ist damit auch der Aktionsradius einer kleinen Wandergruppe beträchtlich zu vergrößern. Man kann die einzelnen Tagesetappen wesentlich großzügiger planen. Die erreichten 10 km/h mit zwei Booten und 8-9 km/h mit vier Booten lassen vermuten, dass man auch durchaus noch mehr Boote anhängen könnte, ohne inakzeptabel langsam zu werden. (Wir würden das gerne bei passender Gelegenheit ausprobieren.) Faltbootreffen an Wochenenden sind immer viel zu kurz. Wenn ein paar motorisierte Falter dabei sind, bekommen alle tagsüber mehr zu sehen und sitzen abends wieder rechtzeitig zum Schwatzen um den Grill herum. Man kann im Schlepp öde Kanalstrecken zügig bewältigen und später dort gemeinsam paddeln, wo es schön ist. Auf den Paddeletappen verwandelt sich der Schlepper im Handumdrehen in ein normales Paddelboot, das als Gleiches unter Gleichen die selben Wege nehmen kann wie alle anderen auch. Soll wieder geschleppt werden, steht die Zugmaschine sofort zur Verfügung. Da auch der Schlepper nur ein Faltboot und die Leistung des Motors angemesen ist, dürfte das Risiko eines Unfalls geringer sein, als bei Schleppfahrten hinter großen Motorbooten. Deren Kapitäne haben oft keine Ahnung von der Zerbrechlichkeit eines Faltbootes. Gerade für Touren über Gewässer mit stellenweise oder tageszeitlich begrenzten Motorsperrungen ist das Verfahren ideal. 

Bei gemeinsamen Tagesausflügen mit Rückkehr zum Ausgangspunkt erscheint es uns günstiger, zunächst den Hinweg im Motorschlepp zu machen. Alle Beteiligten bekommen die gesamte Strecke schon einmal „im Zeitraffer“ zu sehen und können sich in Ruhe überlegen welchen Weg sie heimwärts paddeln, wie sie ihre Kräfte einteilen und in welche Bucht sie noch zusätzlich hineinschnüffeln wollen. Sollte der Motor auf der Hinfahrt ausfallen, wäre das kein solches Problem wie auf der Heimfahrt spätabends, noch weit weg vom Basislager, mit einer müden und abgekämpften Mannschaft an der Leine.


Spezielle Schlussfolgerungen

Da die beschriebenen Schleppfahrten relativ spontan und ohne größere Vorbereitung improvisiert wurden, haben wir natürlich nicht alles richtig gemacht.

Die Holepunkte

Gelegentlich sieht man Boote, die einfach mit der Festmacherleine irgendwo hinten an einem Motorboot angebunden sind. Warum nicht bei Faltbooten ähnlich verfahren? Wer einmal einen richtigen Hafenschlepper gesehen hat, dem wird aufgefallen sein, dass sich der Schlepphaken sehr weit vorne, noch vor der Mitte des Schiffs, befindet. Dies ist notwendig um, trotz einer großen Last an der straff gespannten Trosse, frei manövrieren zu können. Eine Trosse am Heckende würde Richtungsänderungen entgegenwirken und die notwendige Kurvenfahrt des Schleppers behindern. Am Faltbootzweier

Die Schleppleine geht durch die Schlaufe des Tragknebels bis zum Süllrand.

Griffbereit lugt die Tröte aus der Deckslast des letzten Bootes.
 

Es ist 12 Uhr. Der Schlepper hat gestoppt und die Leinen werden eingeholt.  Ab hier ist Paddeln angesagt. 
 

Direkt bis an die Staumauer dürfen nur Motorfahrzeuge fahren.

Schlecht!
Die Trosse zieht den Schlepper in Geradeausrichtung zurück.
Der Geschleppte kann seitlich ausbrechen und umgerissen werden
wäre eigentlich der günstigste Befestigungspunkt der Trosse etwa in Höhe der Vorderlehne. Abgesehen davon, dass der Körper des Hintermannes die Leine behindern würde, wo wollte man dort eine Leine anbringen? Man könnte evtl. ein Rundholz in der Masthalterung verwenden und die Leine über die Köpfe der Besatzung spannen. Dies wäre aber schon wieder zu weit vorne, so dass es schwierig werden dürfte, geraden Kurs zu halten. Außerdem könnte die hohe Anbringung der Leine in einer engen Kurve den Schlepper umreißen. Wir haben das gar nicht erst ausprobiert. Uns erschien es am sinnvollsten, die Leine direkt am Querträger der Motorhalterung zu befestigen, so dass die Kräfte des Motors ohne Umweg über das Bootsgerüst auf die Trosse übertragen wurden. 
Da dieser Punkt ein ganzes Stück hinter der Bootsmitte liegt, wurde erwartungsgemäß doch die Manövrierfähigkeit etwas verschlechtert. Mit unserem vergrößerten Ruderblatt blieb aber noch genug Ruderwirkung. In engen Kurven haben wir trotzdem stets Gas weggenommen, um den Trossenzug zu verringern. Da die Trosse auf der Aluschiene frei hin und her geschoben werden konnte, wurde das auch ausprobiert. Die Vermutung, dass ein mehr nach Steuerbord zum Motor hin liegender Holepunkt günstiger wäre, bestätigte sich nicht. Trotz des seitlich schiebenden Motors lief das Boot mit einer mittschiffs liegenden Trosse am besten geradeaus. 
Besser!
Der Schlepper bleibt manövrierfähiger. 
Der Geschleppte wird sanfter in die neue Richtung gezogen.
 
Einfacher offener Schlepphaken mit Gelenk in einem Holzklotz zwischen den Alu-Querträgern der Motorhalterung befestigt.
Große Hafenschlepper haben einen Panikhaken, der auch unter voller Last jederzeit gelöst werden kann. Wir hatten die Trosse per Pahlstek an der Motorhalterung belegt und hätten sie notfalls wohl nur mit dem Messer schnell lösen können. Ein aufwändiger Panikhaken mit einer komplizierten Mechanik scheint aber übertrieben. Zukünftig wird es an dieser Stelle einen einfachen oben offenen Haken geben, von dem die Schlepptrosse mit einem einzigen Handgriff abgehakt werden kann. Dazu muss man sie zwar ein Stück heranziehen. Das ist aber sogar bei Vollgas zu schaffen, wir haben es ausprobiert. 2 PS sind eben doch nicht üppig. Man wird dieses Notmanöver sowieso kaum in voller Fahrt machen, sondern, sobald es brenzlig wird, zuerst Gas wegnehmen. Günstig wäre ein Haken, der in einem stabilen Gelenk um eine senkrechte Achse schwenken kann, da sonst die Schleppleine bei jeder Kurve am Haken scheuern würde.
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Die Lagestabilität von Kajaks kann sehr unterschiedlich sein. Wir haben leider schon mal versehentlich einen Plasteeiner umgekippt, als wir an seinem seitlich herübergereichten Paddel zogen. Wir wollten daher sicher gehen, dass der Zug der Schleppleinen möglichst niedrig und längs zur Achse der geschleppten Boote wirkt. Die Schleppleine einfach an der Bootsspitze anzubinden, verbot sich aus mehreren Gründen. Die Haltbarkeit von Aluguss ist begrenzt. (Im Sommer 2001 zerbrach der Bugbeschlag unseres RZ85 beim Ausbooten.) Die Zugkraft würde sich außerdem über die Haut auf das Boot übertragen. Kein angenehmer Gedanke. Schließlich wäre diese Stelle für die Besatzung unerreichbar, falls man die Leine schnell lösen müsste. Wir haben daher die Schleppleinen durch den Bugbeschlag, das Auge der Vorleinen oder die vordere Trageschlaufe gefädelt und in Reichweite der Besatzung am Seglerwinkel belegt. Dies dürfte immer noch der belastbarste Punkt eines Faltbootes sein. Hat der Bugbeschlag nur eine sehr enge Bohrung, in der die Schleppleine hängen bleiben könnte, empfiehlt es sich dort zusätzlich eine kurze Schlinge einzubinden und die Schleppleine durch diese Schlinge zu fädeln. Auch bei dem beteiligten Plasteeiner fand sich noch eine Lösung. Eine um das Lukensüll herumgelegte zusätzliche Leine bildete eine sehr stabile und schonende Befestigungsmöglichkeit.  Man hätte jedoch in jedem Fall ein Messer gebraucht um sich schnell von der Leine lösen zu können. Die Forderung, Schleppleinen grundsätzlich nur in der Hand zu halten, scheint angesichts des roten Streifens in der Hand der ersten Geschleppten eine kleine Zumutung zu sein. Der Gedanke, dass jemand mitten im Schleppzug unabsichtlich loslässt, nicht sofort seitlich ausschert und vom nachfolgenden Boot über den Haufen gekarrt wird, ist auch nicht angenehm. In Zukunft werden wir Schleppleinen an den geschleppten Booten per Slipstek befestigen. Es gibt die Möglichkeit mehrere Slipsteks so übereinander zu "häkeln", dass sich die Verbindung nicht versehentlich lösen kann und trotzdem mit einem einzigen Zug am freien Ende sofort vollständig aufgeht. Wichtig ist, dass die Leine keine Knoten, Haken oder Verdickungen hat, die ein freies Ausrauschen aus dem Bug behindern könnten.
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Zuerst ein einfacher Slipstek, dann ...

loses Ende über der Leine durch die Schlinge "häkeln", dann ...

loses Ende unter der Leine durch die Schlinge "häkeln" usw ...
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Schleppgeschirr

Hängt nur ein einziges Boot hinten dran, ist die Sache einfach. Eine lange Leine, die mindestens eine Bootslänge Abstand ermöglicht, reicht schon. Aber wie können mehrere Boote gleichzeitig geschleppt werden? Hängt man einfach Boot an Boot wie Eisenbahnwaggons, haben die Boote im inneren des Verbandes keinerlei Bewegungsfreiheit mehr und kommen notfalls auch kaum aus dem Schleppzug heraus. Etwas Bewegungsfreiheit ist aber wünschenswert. Ein Teilnehmer in einem wenig kursstabilen Einer erzählte später, dass sein Boot in unserem turbulenten Kielwasser immer wieder versuchte, seitlich auszubrechen und er ständig gegensteuern musste.

Um jedem geschleppten Boot diesen kleinen Spielraum zu geben, wurden die vorderen Boote mit eigenen Leinen versetzt an der Schlepptrosse angebunden. Dafür haben die Seeleute extra einen Spezialknoten den Stopperstek erfunden (siehe unten). Eigentlich ist es nur ein Webleinstek mit einer zusätzlichen Umschlingung. Wie alle Seemannsknoten zieht er sich unter Last fest zusammen, lässt sich aber auch nass wieder lösen. Auf glatten Polypropylentrossen kann der Stopperstek schon mal ins Rutschen kommen. Achtknoten auf der Trosse in etwas mehr als bootslangen Abständen verhindern das zuverlässig und erleichtern als Abstandsmarkierungen die Zusammenstellung eines Schleppzuges. Nur das letzte Boot hängt direkt am Ende der Trosse. 
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Einmal rum ... ... ... noch mal rum ... ... drunter durch ... ... und festziehen!
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Bei höheren Wellen oder wenn wackelige Einer ohne Steuereinrichtung an so einem Schlepp beteiligt sind, wäre allerdings zu überlegen, ob man diese zusätzliche Bewegungsfreiheit nicht zugunsten verbesserter  Stabilität aufgibt. Man könnte die Boote in Zweierpäckchen entlang der Schlepptrosse platzieren und mit Hilfe von quergelegten Paddeln zusätzlich stabilisieren. Ob sich so etwas bewährt, müssen weitere Tests zeigen
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Sicherheit

Die wichtigsten Punkte wurden schon angesprochen.  Was wäre noch zu ergänzen?

Die Trossen und Leinen sollten eine auffällige Farbe haben und schwimmfähig sein, damit sie auch lose oben an der Wasseroberfläche bleiben und nicht übersehen werden können. Wickelt sich eine Schleppleine um den Propeller, kann das schlimme Folgen haben. Günstig sind bunte Leinen aus Polypropylen die eine gewisse Elastizität besitzen, so dass ruckartige Beanspruchungen gemildert werden.

Zum Anfahren empfiehlt es sich, den Schleppverband erst einmal per Paddel zu strecken und genau zu kontrollieren, ob alle Strippen so liegen wie vorgesehen. Ruckartiges Losfahren ist sehr schlecht. Der Viertakter erlaubt es, weich und gemächlich anzuschleppen und die Geschwindigkeit ganz allmählich zu steigern.

Die Forderung, den Schleppverband vom Schlepper aus ständig im Blick zu behalten, erscheint angesichts der Verhältnisse in einem Faltboot absurd. Obwohl wir durch die Doppelsteuerung in der Lage sind, die Aufgaben besser zu verteilen, könnte kein Mensch ununterbrochen mit den Füßen nach vorn und der Nase nach hinten sitzen. Wir denken deshalb ernsthaft über einen kleinen aufsteckbaren Rückspiegel nach, der zusammen mit dem Schleppgeschirr aufbewahrt wird.

Selbstverständlich rennt man nicht mit vollem Tempo gegen hohe Wellen an. Größere Windwellen sahen wir auf der Talsperre kaum, jedoch kamen mehrfach dicke Motorboote nahe vorbei, und erzeugten entsprechenden Schwell. Je nach Höhe der anrollenden Wellenfront wurde rechtzeitig vor dem Passieren Gas weggenommen und beigedreht, um mit geringer Geschwindigkeit schräg über die Karwensmänner hinwegzuwippen. In solchen Situationen behielten wir allerdings ständig die angehängten Boote im Blick.

J+J  (19.10.02)
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